Frohe Weihnachten

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und es ist an der Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen. Auch wenn das Jahr in vielerlei Hinsicht randvoll war mit Herausforderungen auf verschiedensten Gebieten, mit „ups and downs“, so war es doch auch erfüllend. Es sind zwar weniger Ölbilder entstanden als in den Jahren zuvor, aber dafür viele neue Zeichnungen und im Spätherbst die ersten Acryl-Hinterglasmalereien. Das Jahr stand überhaupt im Zeichen von Veränderungen.

Die Sterne standen günstig, 2025 ein Herzensprojekt zu realisieren. Unsere Hale Bopp-Produzentengalerie wurde im Sommer dank der Unterstützung Vieler tatsächlich Realität. Allen zu danken, würde den Rahmen sprengen. Zuallererst danke ich meiner Luiza und Ingolf. Es war viel Arbeit, aber hat unheimlich Spaß gemacht. Ich danke der WGP, dass sie uns den Laden kurzfristig und unkompliziert vermietet hat und Allen, die unsere Idee unterstützt haben. Zu nennen sind unbedingt Lucas von Pirna TV, Thomas Möckel, Rex Jakob von der KTP und Brian Hawkeswood für die warmen Worte. Durch sie kamen viele Neugierige in die Galerie, die so plötzlich im Stadtbild erschien und 30 Tage später wieder verschwand. Dankbar sind wir natürlich den Besuchern und Käufern für die vielen Gespräche und Begegnungen. Neue Freundschaften entstanden, Floh, Brian..wir grüßen Euch. Liebe Wollmanns, liebe Ines – ohne Euch hätte ich wahrscheinlich heute noch Probleme, mich von meinen Bildern zu trennen. Ich freue mich sehr, dass es manchmal ungeahnte Verbindungen gibt wie die Pusteblume. So findet am Ende ein Bild den oder die Richtigen. Luizas Sachen gingen bis nach New York oder ins Burgenland. Ich bin sehr stolz auf sie, weil sie nicht nur ihre Deutschkenntnisse irre verbessern konnte. Sie hat das Ganze gewuppt und ist mein Rückhalt. Das größte Weihnachtsgeschenk holen wir diese Woche noch am Flughafen ab. Das war mit Abstand der größte Kampf des Jahres und wir sind unheimlich glücklich.

Danken möchte ich auch Dina vom Citymanagement Pirna und Herrn Böckmann. Die Einkaufsnacht ist immer ein Highlight und ich bin froh, wieder dabei gewesen zu sein. Man sollte nicht vergessen, welcher Aufwand getrieben wird, solche Events für Pirna zu organisieren und durchzuführen.

Selbst wenn man über Jahre Netzwerke aufbaut, Ist Kontinuität keine Selbstverständlichkeit. Birgitta kann davon ein Lied singen. Ich hoffe aber, dass der Tag der Kunst auch 2026 wieder stattfinden kann. Mit dem Areal Schwarzer Adler entfallen ja leider große Ausstellungsflächen.

Auch der Kunstmarkt, den Ariane und Brigitta jedes Jahr organisieren, ist durch die größeren „infrastrukturellen Maßnahmen“ dieses Jahr etwas aufwändiger geraten. Verglichen mit der Festung Stritzelmarkt ist der Canalettomarkt ja fast noch anheimelnd, die Logistik in den engen Gassen dennoch komplizierter.

Ich hoffe, man sieht sich. Vielleicht ja wieder zu Pfingsten bei Kunst:offen in Sachsen.

Kaffeebohnen zu teuer

Ich dachte ja immer Klimawandel, Ernsteausfälle und Spekulation treiben den Kaffeepreis so nach oben. Vielleicht liegt es aber auch an der Verknappung der Jutesäcke. Veredelt lässt sich da möglicherweise mehr Profit machen. 🙂

Das Wiener „Stadtbild“

Es ist sicher normal, dass an einem Samstag abend, der zugleich auch noch ein Feiertag ist, das Leben eher rund um die Kärtner Straße und in den Cafes und Restaurants tobt. Ansonsten hat man alles, was von Rathaus, Burgtheater, Hofburg bis Museumsquartier sich an der Ringstraße aufbaut, mehr oder weniger für sich. Auffällig ist nur, dass gefühlt 75% der abends Schlendernden entweder Russisch/Ukrainisch-stämmig oder aus Syrien sind. Wien hat sogar einen höheren prozentualen Anteil an Migranten als z.b. Berlin. Ich denke, das war schon immer so, auch wenn sich die Herkunftsländer sicher anteilmäßig geändert haben. Waren es früher Serben oder Kroaten usw., die inzwischen in 2. oder 3. Generation in Wien leben, sind es seit 2015 andere Herkunftsländer, welche dominieren.

Wien ist die Heimat von Menschen aus 181 Ländern, die TOP 3 sind Serbien, Syrien und Deutschland.

Der olle Goethe zählt sicher nicht mit, thront aber auch seit etwa 1900 auf seinem Prunksessel. Gegossen übrigens in Wien in einem Unternehmen von Arthur Krupp.

Eine echte Wienerin traf ich sogar auch vor der Haustür im 2. Bezirk, die mir die Anwohnerparkzone sowie die katholischen irischen Ursprünge von Halloween und ihre Abneigung gegen die heutigen Bräuche und Sitten erklärte.

Eine Malnacht in Pirna

Der „Kunstsommer“ mit Produzentengalerie und Live Painting ist Geschichte und eine Handvoll Bilder harren nun ihrer Fertigstellung. Ob sich angesichts der vielen Baustellen noch Zeit findet, ist eher fraglich.

Brian hat (wie ich finde) einen sehr prosaischen Artikel über die Las Vegas-Einkaufsnacht in Pirna geschrieben, den ich mal kommentarlos verlinke.

https://artelbestudio.blogspot.com/2025/09/a-night-of-painting-in-pirna.html

Immer lesenswert und ich freue mich immer, wenn er wie im Artikel über die Schule von Barbizon einen Gedanken von mir aufnimmt und strukturiert das Tor zur Kunstgeschichte aufstößt.

Während meiner Leipziger Zeit war ich öfters auf dem agra-Trödelmarkt und eines kalten Tages im Januar stand da ein großer Ölschinken an einen LKW gelehnt, beschädigt und restaurierungsbedürftig. Die Signatur konnte ich damals nicht entziffern und so ließ ich die Finger davon. EIne spätere Recherche mit meiner Schwester ergab, dass es ein Bild von Charles Deshayes war, einem Vertreter der Schule von Barbizon. Das Bild tauchte Wochen später bei ebay auf und verschwand dann wieder von der Bildfläche. Ich hoffe, es hat sich ein Kenner gefunden, der es zu schätzen weiß und es gerettet hat.

Blind Date

Nun ist es schon wieder 4 Jahre her, dass ich mich nach Belgrad aufgemacht habe, um mich das erste Mal mit Lisotschka zu treffen. Davor war es schon aufregend durch Corona, Putins Streichung aller touristischer Flüge in die Türkei, was nach gefühlt wöchentlichen Umbuchungen zur Stornierung der Reise 2 Tage vor Abflug führte.

Gleich am ersten Tag in Belgrad haben wir unseren Lieblingsplatz gefunden, das Supermarket Deli. Das beste Frühstück in Belgrad und der beste Platz, um das skurille Treiben zu beobachten.

Ein Jahr später an Ostern, als ich dort allein meinen Geburtstag in der Oper verbrachte und auf sie wartete, schwand meine Zuneigung zu Air Serbia gewaltig. Zu offensichtlich nutzte die Staatsairline ihr Monopol und überbuchte die überteuerten Flüge. Aber als Lisotschka nach 4 Tagen eisernen Wartens in Scheremetjewo doch noch kam, wußte ich sofort, dass sie etwas Besonderes ist. Während ich planmäßig im Flieger zurück nach Berlin sass, musste sie eine Nacht länger am Flughafen ausharren, um dann über Sotschi zurück nach Moskau zu fliegen. Immerhin haben wir noch Novak Djokovic bei seinem Heimspiel Tennis spielen sehen.

So eindeutig waren kurz nach Kriegsbeginn die Sympathien in Belgrad auch nicht verteilt. Da wurde aus dem russischen Bruder schnell mal eine Ratte.

Im August 2022 konnte ich Sie dann das erste Mal zu mir holen. Damals war es noch nicht absehbar, dass wir weitere 18 Monate Kampf vor uns hatten.

Am Ende fügt sich alles und 3 Jahre nach dem Seeed-Konzert in Berlin war es naheliegend, unser Galerieprojekt Hale Bopp zu nennen.

Die Wanderer

Wenn man eine Produzentengalerie betreibt, besteht ein Großteil der Zeit als Galeristin darin, dem zähen Fließen der Zeit mit produktiven Arbeiten zu begegnen. Umso schöner sind die Gespräche mit den Menschen, die durch die Tür treten. Neulich betrat eine ehemalige Lehrerin die Galerie und war innerhalb kurzer Zeit in ein Gespräch mit Luiza in ihrer Muttersprache vertieft.

Auch wenn es eher das Ziel ist, Ihre Kommunikation auf Deutsch mit wildfremden Menschen zu verbessern, schritt ich nicht ein und verfolgte mit Interesse die Unterhaltung. Man sprach u.a. über die Peredwischniki (zu deutsch „Wanderer“-Bewegung), die sich 1870 in St. Petersburg im Widerstand gegen die akademischen Doktrinen gründete. Ihr gehörten mit der Zeit alle auch heute noch bekannten Avantgardisten wie Kramskoi, Schischkin, Repin, Lewitan usw. an.

Mich triggerte die Erwähnung und ich fand mich vor meinem inneren Auge zurückversetzt in den Dezember 2021, als ich kurz vor Kriegsausbruch in Moskau weilte. Einer der Vertreter dieser Künstlervereinigung wurde in Mariupol geboren und ist ein gutes Beispiel für die Disonanz von Kulturerbe und Nationalismus. Ich rede von Archip Iwanowitsch Kuindschi, dessen Werke mit das Beeindruckendste waren, was ich in der Tretjakow-Galerie sah.

Sein berühmtestes Werk „Mondlicht am Dnepr“ hängt im Russischen Museum (!) in St. Petersburg, Versionen davon in besagter Moskauer Galerie, aber auch in Simferopol, Weißrussland [sic!] oder Kiew.

Das ihm gewidmete Kunstmuseum in Mariupol wurde nur 3 Monate nach meinem Tretjakow-Besuch durch einen Luftangriff der russischen Armee zerstört. Viele Bilder verschwanden.

Ich war nur einmal in der Ukraine, als Abiturient mit dem Freundschaftszug auf Jugendtourist-Reise nach Kiew. In Erinnerung blieben mir vor allem alte Leute, die deutsche Laute vernehmend, sehr böse schauten und schimpften sowie die Ignoranz meiner Mitschüler, die gestikulierend am hölzernen Kassehäuschen auf deutsch mit „Zweimal“ ihre EIntrittskarten orderten und mich in einem Gefühl des Fremdschämens zurückließen.

In Erinnerung blieb mir auch der Besuch des Nationalen Museums der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg ob der Monumentalität der Anlage, der inszenierten breiten Granitfusswege, die zum Museum mit der riesigen Mutter Heimat-Statue darauf führten. Von einem Leonid (Breshnew) 1981 eröffnet, vom Anderen (Kutschma) zum Nationalmuseum erhoben.

Auf dem riesigen Schild der Mutter Heimat prangte bis 2023 das Wappen der Sowjetunion, seitdem der Dreizack der Ukraine.

Als ich neulich mit Luiza nach Berlin zum russischen Konsulat fuhr, fragte sie mich nach der Bestimmung des ebenso protzigen Gebäudekomplexes auf der Wilhelmstraße, den wir passierten. Ich antwortete, das dieses Gebäude als Reichsluftfahrtministerium gebaut wurde, zu DDR-Zeiten „Haus der Ministerien“ hieß und nach der Wiedervereinigung als Sitz der Treuhandanstalt und nun als Bundesfinanzministerium dient.

Ironie, das trutzige Symbole der Macht und Stärke den Untertanen zu jeder Zeit und in jedem System signalisieren, was sie erwartet. Manchmal in der Geschichte mutieren sie aber auch zum letzten Zufluchtsort und Asyl der Verwalter und Verwirrten, wenn mal wieder friedliche Wanderer auf den Straßen von Veränderung künden.

Was die Bohemians so ergießen

Irgendwann im Leben trifft es vielleicht Jeden. Diametrale Auffassungen vom Leben und eine Vehemenz, die früher oder später eskaliert und nur Schlacke in der Seele zurückläßt, wenn erstmal alles verbrannt ist. Das Paradoxe daran ist, dass sich diese Muster durchaus wiederholen. Inneren Frieden wird man dann aber nicht finden. Die Asche muss erst einmal raus, bevor man neue Feuer entzündet. Herr Pestak weiß das auch, steht auf offenbar auf diese Art Frauen. Viele seiner Texte drehen sich um genau dieses Thema.

Opening

Unsere erste gemeinsame Ausstellung ist heute eröffnet worden. Wir danken der Stadtverwaltung Dohna und Brigitta M. Arnold für Ihre Unterstützung und freuen uns, wenn sich in den nächsten 3 Monaten die Besucher und Mitarbeiter des Rathauses an unseren Bildern erfreuen. Während der Öffnungszeiten sind sie im Erdgeschoß sowie im 1. und 2. OG in den Fluren zu sehen.

Luiza & Olaf

Schön war es!

Auch wenn es jedes Mal ein kleiner Kraftakt ist – ich mag es, wenn im Juli an einem Wochenende sich leere Läden in Galerien verwandeln und der Tag der Kunst in Pirna hunderte Menschen zum Bummel durch die Altstadt lockt.

Ich weiß nicht, ob es einen CSD braucht, aber den Tag der Kunst in Pirna mag ich nicht missen. So viele freundliche Menschen mit einem Lächeln im Gesicht sieht man sonst selten. Ich denke, Kunst hat etwas mit Vielfalt und Toleranz zu tun. Im Idealfall kommt man ins Gespräch und tauscht sich aus. Thematisch sind da keine Grenzen gesetzt.

Man schließt neue Bekanntschaften, trifft Freunde und freut sich, wenn die Leute mit einem Lächeln im Gesicht den Laden verlassen. Idealerweise findet das eine oder andere Bild ein neues Zuhause.

Vielleicht findet sich ja auch noch für die Sonnenblumen ein Liebhaber, die den Sommer über im Schaufenster des „Funky Town“ in der Schuhgasse 13 die „Stellung“ halten. Ansonsten, bis zum Wiedersehen 2025!

https://kauf-in-pirna.de/gewerbe/funky-town

Nachtrag: Vielen Dank noch an die WGP für die Überlassung des Ladens zu den Tagen der Kunst!

https://www.wg-pirna.de/Unternehmen/Aktuelles/Beim-Tag-der-Kunst-gibt-es-eine-Ausstellung-bei-der-WGP/483d1667